Viele Gartenbesitzer lassen sich Weinpflanzen setzen, um die Früchte ernten zu können. Die Pflanzen haben allerdings noch wesentlich mehr zu bieten. Sie haben im Garten einen regelrechten Ganzjahres-Charme.

Im Frühjahr treiben die Blätter aus und unterstreichen das besser werdende Wetter mit ihrem südlich anmutenden Flair. Im Sommer dann, wenn der Wein blüht, kann man sich schon an den Früchten ergötzen, die bald Tag für Tag dicker zu werden scheinen und sich alsbald einfärben. Und wenn die Früchte geerntet sind, dann begeistert der Wein mit seinen intensiven Herbstfärbungen. Gelb, Orange und Rot sind mögliche Einfärbungen der Blätter im Herbst und sie alle leuchten so kräftig, dass es eine wahre Freude ist die dunkle Jahreszeit einzuläuten. Hellfruchtige Sorten weisen dabei eher hellere Blattfarben auf, dunkelfruchtige Sorten folgerichtig meist dunklere Farben. Auch dieser Aspekt, der der Herbstfärbung, sollte bei der Auswahl der Sorte Beachtung finden.

 

In fast allen Gärten findet sich ein Plätzchen, welches den Weinpflanzen günstige Bedingungen bietet und sie mit Sonne verwöhnt und vor steifen Brisen und harten Frösten schützt. Wenn diese Faktoren bei der Standortwahl berücksichtigt werden, so belohnt die Pflanze ihren Besitzer mit reicher Ernte und süßen Früchten. Bei der Wahl der Sorte fallen allerdings oft auch andere Stichworte, als bloß die Herbstfärbung und die Farbe der Früchte. Gerade Faktoren wie die Mehltauresistenz und die Frosthärte sollten dabei unbedingt berücksichtigt werden.

 

Wichtig ist, in welcher Form Sie in den Genuss Ihrer Weintrauben kommen möchten. Wenn Sie die Früchte direkt essen, als Saft trinken oder zu Gelee oder Marmeladen einkochen wollen, dann müssen Sie andere Sorten wählen, als wenn Sie aus den Trauben Wein vergären möchten. Diese Sorten, die der Produktion von Wein dienen, sind meist wesentlich anspruchsvoller und bedürfen fachgerechter Pflege- und Schnittmaßnahmen. Wer nicht so viel Arbeit und Mühe investieren und die Trauben direkt naschen möchte, dem sei zu einer der vielen Tafeltrauben-Sorten geraten.

 

Bei der Findung der Sorte gilt es die Reifezeit und das Erntefenster zu berücksichtigen. Frühe Sorten eignen sich gut für rauere Klimazonen, da sie schnell reifen und das warme Wetter ihnen nur noch die nötige Süße verleiht. Dafür ist das Spätsommerwetter ausgezeichnet geeignet. Diese Sorten können meist schon ab August geerntet werden. Späte Sorten wären dafür allerdings völlig ungeeignet, da sie erst reifen würden, wenn die frühen Sorten schon süß wären. Wer allerdings in einer der wärmeren Regionen Deutschlands lebt, der kann sich auch die späten Sorten in den Garten pflanzen, die von Ende September bis Mitte Oktober ihre nötige Süße erlangen. Das Erntefenster bezeichnet die Zeitspanne, in der die Ernte eingebracht werden kann. Wer Marmelade kochen und Saft pressen will, der hat in kurzer Zeit einen hohen Verbrauch, sollte also eine Sorte mit kurzem Erntefenster wählen. Wer allerdings gerne über eine längere Zeit hinweg frische Trauben von der Rebe naschen möchte, der sollte eine Sorte mit langem Erntefenster wählen.

 

Die zwei wohl wichtigsten Faktoren sind die Pilzresistenz und die Frosthärte. Eine völlige Pilzresistenz hat sich trotz intensiver Zuchtbemühungen bisher nicht erreichen lassen, allerdings gibt es einige Sorten, die besonders widerstandsfähig gegen den Mehltau, den Falschen Mehltau und die Botrytis sind, die nicht nur die Trauben ungenießbar machen, sondern auch das Gesamtbild der Pflanze stark negativ beeinträchtigen. Ähnlich wie bei unserer Reihe über die häufigsten Schädlinge beschrieben ist auch bei Weintrauben vor allem die Luftigkeit und Lockerheit der Trauben sehr wichtig, da sie schneller abtrocknen und so weniger Angriffsfläche für den Pilz bieten. Das lässt sich auch mit einem richtig durchgeführten Schnitt erreichen. Die Frosthärte ist ebenfalls sortenabhängig. Einige Weinreben halten Temperaturen von bis zu minus 35°C stand. Aber auch diese Überlebenskünstler müssen im Winter bis über die Veredlungsstelle gehäufelt werden. Solange diese nämlich lebendig bleibt, kann auch der Rest der Pflanze dem Winter zum Opfer fallen. Ab dort treiben sie wieder neu aus.

 

Ab und an erschrickt einer unserer Kunden, da seine Weinpflanze schon früh viele von den angesetzten Beeren verlieren. Das ist allerdings nicht ungewöhnlich. Alle Beeren reifen zu lassen wäre für die Pflanze unmöglich. Daher werfen die meisten Weinsorten so viele junge Beeren ab, dass nur noch zwischen 30 und 60 Prozent an der Pflanze verbleiben. Wenn allerdings weniger als 30% übrig bleiben, dann spricht man von „Verrieseln“ und das hat oft mit schlechten Standortbedingungen oder dem Mangel an Spurenelementen zu tun.

 

Wer sich nun für eine Sorte entschieden hat, die allen gegebenen Faktoren entspricht und auch die eigenen Wünsche erfüllt, der braucht „nur noch“ den richtigen Boden. Durchlässige und nahrhafte Ton- und Lehmböden werden von den Pflanzen bevorzugt. Ein absoluter Wein-Killer ist dagegen Staunässe, die es unbedingt zu vermeiden gilt. Gepflanzt werden die Reben so tief, dass die Veredlungsstelle etwa 5cm über dem Boden liegen. Werden die Pflanzen im Container geliefert, so ist das meist schon der Fall und der Ballen muss bodeneben gesetzt werden. Mindestens 40cm tief und breit muss die Pflanzgrube sein, dabei sollte die Erde bestmöglich aufgelockert werden. Mit einem Stock sollte für die Stabilität des ersten Triebes gesorgt werden, bis er später am Spalier oder am Rankgerüst befestigt werden kann. Treibt der Wein dann aus, so liefert eine Lage Kompost die nötigen Nährstoffe für die junge Pflanze. Gegossen werden muss diese übrigens nur im ersten Jahr und bei andauernder Trockenheit, ab dann reicht das Regenwasser aus. Denn die tief reichenden Wurzeln des Weins erreichen auch Schichten, die ihm die nötige Feuchtigkeit liefern.

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